73312 Geislingen, Niels Frevert - Pseudopoesie

Ist das Koketterie oder hat der ‘ne Krise? Und warum haut er nach
seinem Prä-Covid-Erfolgsalbum Putzlicht schon wieder so einen Hammer
raus?

Frevert ist ein Einzelgänger, geheimnisvoll und etwas unnahbar. Ein
Flaneur, der alle paar Jahre mit zwei Händen voll Liedern aus der
Versenkung erscheint, für Verzückung sorgt und wieder verschwindet in
der Anonymität jener Großstadt, in der er seine Geschichten findet.

Sein neues Album beginnt wie ein Frevert-Stück von früher, eine
dieser aufrecht an der Liebe verzweifelnden Balladen – dann kippt’s,
fällt auf die Füße und rennt los. ‚Fremd in der Welt’ (Frevert über
Frevert?) ist ein Hit, ‚Waschbeckenrand’ eine Miniatur mit universeller
Wucht, wie nur er sie schreiben kann und das umwerfende ‚Träume hören
nicht auf bei Tagesanbruch’ eine radioheadsche Elegie auf die Sehnsucht.
Mehr denn je richtet sich sein Blick auf das Weitermachen hinter den
Fenstern der Großstadtwohnungen, in denen viele seiner Geschichten
spielen – diese hochverdichteten Momentaufnahmen, in denen ganze Leben
stecken.